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Schachfreunde Deizisau e.V.

Bundesliga – Schachfreunde Deizisau erobern vierten Tabellenplatz

Von GM Dmitrij Kollars

Am 23. und 24. März ging das vorletzte Bundesligawochenende der Saison 2018/19 an vier Spielorten über die Bühne. Im Blickpunkt stand das Baden-Badener „Kulturhaus LA8“, wo die Heimmannschaft zusammen mit ihrem Reisepartner Deizisau antrat. Während sich die OSG Baden-Baden im Fernduell um die Meisterschaft keine Blöße gab, stand der SF Deizisau zwischen Rückschlag und Aufschwung.

Beim zentralen Bundesligawochende in Berlin wurden zuletzt zwei knappe Niederlagen gegen Spitzenteams quittiert, doch gegen das Reisegespann Kiel/Hamburg stand nun die Rückkehr auf Platz vier in Aussicht. Dazu berief Mannschaftsführer Sven Noppes einen schlagkräftigen Mix internationaler Spitzenspieler und einheimischer Großmeister - angeführt von den ehemaligen Vizeweltmeistern Peter Leko und Gata Kamsky.

Runde 12: SF Deizisau – SG Kiel

Vor dem Härtetest gegen Hamburg wartete am Samstag der Abstiegskandidat SG Turm Kiel. Mit Verkündung der Paarungen entpuppte sich der vermeintliche Pflichtsieg als ernsthafte Prüfung. Kiel stemmte sich auf den Zielgeraden gegen die 2.Liga-Rückkehr und trat mit sechs Großmeistern an. Der Matchverlauf wurde in dritter Stunde durch die folgende Miniatur aufgewirbelt.

In Folge dieser Glanzpartie fiel das Kieler Kartenhaus zusammen: Michal Krasenkov überspielte seinen polnischen Landsmann Pakleza mit den schwarzen Steinen, und Kamsky gelang ein mustergültiger Positionssieg im Londoner System. Der Amerikaner verfolgte dabei eine lehrreiche Felderstrategie.

Siege von Georg Meier und Alexander Graf führten kurz nach der Zeitkontrolle die Entscheidung herbei. Graf sammelte damit den sechsten Punkt im sechsten Spiel der Saison. Einen interessanten psychologischen Moment erlebte Meier, der sich in heftigen Verwicklungen eines Königsindischen Angriffs orientierte. Im beginnenden Mittelgespiel schätzte er korrekt ein, dass sein Gegner auf das aussichtsreiche Figurenopfer 20.Lxh6! verzichten würde, woraufhin seine eigene Initiative am Damenflügel den Ausschlag gab.
Einzig Peter Heine Nielsen musste ins Remis einlenken, weil er im Endspiel den schmalen Pfad zur Vorteilsverwertung verpasste. „Ich schulde dem Team eine Entschuldigung“, meinte er hinterher lachend. In der sechsten Spielstunde kam Leko durch eine präzise Rechenleistung zum Sieg und schließlich fand auch ich eine Eingangspforte in die gegnerische Festung.
Die Ereignisse gipfelten – bereits zum zweiten Mal während der laufenden Saison - in einem unerwartet hohen 7,5-0,5-Kantersieg für Deizisau.

Runde 13: Hamburger Schachklub – SF Deizisau

Nach dem Sieg der OSG Baden-Baden über den HSK zählten Deizisau und Hamburg jeweils 15 Mannschaftspunkte. Der Rahmen für das Duell der punktgleichen Nord- und Südlichter war damit maßgeschneidert.
Zum morgendlichen Auftakt neutralisierten sich die Akteure am zweiten und dritten Brett völlig, sodass jeweils nach nur 20 Zügen das Remis in blutleerer Stellung vereinbart wurde. Währenddessen prüfte Leko den polnischen Jungstar Duda in einem ruhigen Abspiel der Meraner Variante und erreichte strukturelle Vorteile. Duda ließ sich jedoch nicht einschnüren und erzwang durch dynamische Verteidigung die dritte Punkteteilung des Tages. In der Nachbetrachtung hob Leko das folgende Defensivmanöver seines Gegner hervor:

Mit dieser Ausgangslage lag besonderes Gewicht auf den übrigen, hart umkämpften Partien. Sehenswert stellte Krasenkow die Führung her.

Auf der Gegenseite erlebte Peter Heine Nielsen einen schwarzen Sonntag, als er in einer Katalanischen Partie früh Materialverlust hinnehmen musste. Klub-Urgestein Lubomir Ftacnik bewältigte den technischen Teil makellos und markierte nach etwa drei Stunden den Ausgleich für Hamburg. In einem erneut langwierigen Endspiel konnte ich die Führung wiederherstellen, indem ich meinen König auf eine Wanderung ins gegnerische Lager schickte. Folglich tauschte Alexander Graf eigene Gewinnchancen gegen ein sicheres Remis ein und Andreas Heiman, der bisher aktivste Punktesammler der Mannschaft, setzte durch eine weitere Punkteteilung den Schlusspunkt.
Durch einen 4,5:3,5-Sieg über den hanseantischen Konkurrenten setzte sich der SF Deizisau vom Mittelfeld ab und blickt optimistisch auf das abschließende Bundesligawochende bei der SG Solingen. Das realistische Ziel – ein vierter Platz hinter dem Spitzentrio Baden-Baden/Hockenheim/Solingen – kann nun aus eigener Kraft erreicht werden.