Fahre ich normalerweise traditionell schon mit einem schlechten Gefühl nach Schwäbisch Gmünd,
so sollte sich dieses Jahr mein Bauchgefühl bewahrheiten.
War dieses Gefühl sonst meiner schwachen Performance der letzten Jahre gegenüber meinen
„Angstgegnern“ geschuldet, so kam das Grauen diesmal durch die Hintertür.

Nachdem man schon auf eine wichtige Stütze des Teams, Bernhard Weigand, verzichten musste,
stellte man mit Entsetzen fest, dass unser achtes Brett den Termin verschlafen hatte und auch in
allen Varianten unerreichbar war.
Sah man sich schon mit einem Punkt im Rückstand, so schien es zumindest auf einigen Brettern gut
zu laufen. Dieses erwies sich leider als Trugschluss, denn das Nieselwetter verhinderte, dass so
mancher zu Topform auflaufen konnte.

So ließ sich unsere konstante Topscorerin Vesna diesmal die Dame fangen, wodurch sie sich nur
unter Figurenhergabe befreien konnte. Trotz hartnäckigen Widerstands musste sie bald als Erste die
Waffen strecken.
Ähnlich unglücklich agierte diesmal unser Spitzenbrett Valeri. Anstatt sicher einen Bauern zu
gewinnen, entschied er sich für einen Königsangriff unter Opfer. Allerdings hatte er dabei ein
Verteidigungsmanöver übersehen, was ihn dann zur Aufgabe zwang.

So leicht wollte sich die Deizisauer aber nicht geschlagen geben. Unser Kampfgeist war nun
erwacht. Allerdings sollte dies zumindest in Hinblick auf Marcs und Marinas Stellungen vergebene
Liebesmüh sein, da sich ihre Stellungen stets in der Remisbreite befanden.
So musste wohl oder übel aus den letzten 3 Partien die volle Punktzahl geholt werden um zumindest
das Unentschieden zu sichern.

Und unser sicherster Spieler Markus legte vor!
In einem Schotten gelang es ihm, den gegnerischen Damenflügel zu zerstören und einen Freibauern
auf der A-Linie zu bilden. Die Verwertung diesen schien nicht einfach, da man nun in einem
Endspiel mit ungleichen Läufern gelandet war.
Was nun folgte,war Endspiel vom Feinsten. Durch den Freibauern in seiner Bewegungsfreiheit
eingeschränkt, konnte der Gegner nicht den Durchbruch zum Königsflügel verhindern. Mit weiteren
präzisen Zügen schaffte es Markus eine Zugzwangstellung aufzubauen, wodurch der Gegner einen
weiteren Bauern und die Partie aufgeben musste.

So lag es nun an Arnd und mir die letzten beiden Punkte einzufahren. Und mit Blick auf unsere
Stellungen schien dies auch keine Ünmöglickeit darzustellen.

So hatte sich Arnd aus nachteiligen Eröffnungsverlauf befreien können und übernahm langsam die
Initiative im Endspiel. Leider gab es hier ebenfalls das Problem der ungleichen Läufer.
Der Gegner verlor auch leider nicht seine Nerven und schaffte es unter Bauernopfer eine Festung zu
errichten und damit das Remis zu sichern.

Meine Partie war von unangenehmen Erinnerungen begleitet, so hatte ich doch vor 2 Jahren in
totaler Gewinnstellung gegen meinen Gegner einfach die Dame eingestellt. Damit war Revanche
auf der Agenda.
Lagen die Stärken meines Gegners eindeutig im taktischen Bereich, so hatte ich eine positionelle
Feinheit in einer bereits zwischen uns gespielten Variante vorbereitet.Allerdings roch mein Gegner
den Braten und schaffte es durch eine geschickte Zugumstellung gemäß seinem Naturell wieder Öl
ins Feuer zu gießen. :)

Nachdem er seine Aktivitäten auf meinen geschwächten Damenflügel verlegt hatte, war ich
„gezwungen“ einen Bauern für Läuferpaar und bessere Bauernstruktur zu opfern.
Nach eine Serie suboptimaler aggressiver Züge seinerseits, konnte ich den Bauern zurückgewinnen
und eine leichte Initiative bewahren. Dieses verleitete meinen Gegner zu einem unkorrekten
Figurenopfer, dessen Annahme auch zum Sieg geführt hätte.

Leider sah ich Gespenster und meine „sichere“ Gewinnvariante führte nur zu Verflachung und zum
Remis zu einem Endstand von 3:5.

Fazit: Trotz der Niederlage lässt der große Kampfgeist der Deizisauer hoffnungsvoll in die Zukunft
blicken. Zudem Markus kleines Juwel eine angenehme Erinnerung hinterlässt. Respekt, Magnus
Carlsen hätte dieses Endspiel nicht viel besser spielen können!
(Sascha Mareck)